Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani)
Der Waldmaikäfer ist nach dem Feldmaikäfer die zweithäufigste Maikäferart in Deutschland. Er wird zwischen 20 und 26 mm lang und bleibt damit im Durchschnitt etwas kleiner als der Feldmaikäfer. Die Farbe von Kopf und Brustschild variiert von braun bis schwarz. Er zeigt - wie der Feldmaikäfer - an den Bauchseiten die typischen weißen, behaarten Dreiecke.
Das Hinterleibende, der Telson, läuft wie beim Feldmaikäfer als spitzes, schmales Dreieck zu. Allerdings ist die Spitze sowohl beim Männchen wie auch beim Weibchen leicht verdickt. Männchen und Weibchen unterscheidet man wie beim Feldmaikäfer am besten an der Zahl der Fächerlamellen der Fühler. Bei Interesse einfach unter Feldmaikäfer nachsehen. Der Waldmaikäfer ist in ganz Europa verbreitet, bevorzugt aber den Norden und Osten wo er hauptsächlich Heideflächen und sandige, grundwasserferne Wälder besiedelt. In Deutschland ist er vor allem entlang der Rhein- Mainebenen zu finden. In den hessischen Eichen- und Buchenwäldern verursachte er in den letzten Jahren größere Schäden. Die Entwicklungsstadien von Wald- und Feldmaikäfer, sind soweit mir bekannt, gleich. Näheres dazu bei Interesse einfach unter Feldmaikäfer nachsehen.
Die Massenvermehrung des Waldmaikäfers kann zu Kahlfraß an Laubbäumen führen. Bevorzugte Futterbäume sind Eichen, aber auch andere Laubbäume werden nicht verschmäht. Bei Futtermangel werden auch Nadelbäume, wie Lärchen und Fichten, befressen. Für gesunde Bäume ist dies kein Problem, da sie erneut austreiben (sogenannter Johannistrieb) und Blätter bilden Größere Probleme jedoch macht der Wurzelfraß der Engerlinge, die die Feinwurzeln auffressen. Junge Bäume können dadurch sogar absterben, ältere Bäume reagieren mit geringerem Dickenwachstum. Allerdings soll das Holz dieser Bäume härter sein.
Manche Käferarten nehmen als Imagines, erwachsene Käfer, keine Nahrung zu sich. Der Maikäfer aber braucht die Energie der aufgenommenen Nahrung, um sich zur Geschlechtsreife zu entwickeln. Das periodische Massenauftreten hilft dem Waldmaikäfern, ihren natürlichen Feinden zu entgehen, da diese nicht im gleichen Maße so gehäuft auftreten. Durch den Einsatz von Pestiziden ist der Waldmaikäfer in den 50iger- bis 70iger-Jahren stark zurück gegangen. Als Art bedroht war er bei uns in Deutschland aber nie.
In früheren Jahrhunderten diente der Waldmaikäfer als energiereiches Hühner- und Schweinefutter. Aber auch auf dem Speiseplan der Mensch fand er sich oft. Die proteinreiche Maikäfersuppe gehört zu den wenigen in Europa verbreiteten Insektengerichten. Pro Portion braucht man etwa 30 Maikäfer, die ohne die zu harten Flügeldecken und Beine in Butter angeröstet und in Hühner- oder Rindfleischbrühe gegart werden. Je nach belieben wird die Suppe abgeseiht und als Brühe gegessen, oder die Käfer werden fein zerstoßen, die Suppe dann passiert und mit einer Mehlschwitze und Eigelb gebunden.
In einem alten Kochbuch heißt es, dass die Maikäfersuppe schmackhafter, besser und kräftiger als Krebssuppe sei. „Man nehme aber keine Käfer von Eichen, weil diese einen zusammenziehenden, herben Beigeschmack haben. Es ist ein Irrtum, dem Maikäfer aufreizende Eigenschaften beizulegen, sie sind bloß ernährend.“. Und weiter „ In Konditoreien findet man überzuckerte Maikäfer und isst sie kandiert an den Tafeln der Reichen zum Nachtische.“ Guten Appetit!
Text: Erwin Mayer