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Mistelzweig (Mistletoe)

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Vom botanischen Standpunkt gesehen, ist die Mistel als "Halbparasit" eine sehr interessante Pflanze. Sie wächst auf Baumstämmen und Ästen und streckt ihre Wurzeln in die Wirtspflanze, um von ihr Nahrung zu nehmen. Sie kann sich aber auch selbständig durch Photosynthese ernähren.

Bei der europäischen Mistel handelt es sich um ein immergrünes, buschiges Gewächs. Sie trägt kleine gelbe Blüten und ihre Früchte bestehen aus mondfarbenen und klebrigen Beeren. Meist siedelt sie sich auf alten Eichen und anderen hohen Bäumen an.

Erst im 16. Jahrhundert fand man heraus, wie es dieser Pflanze gelingt, sich von Baum zu Baum zu vermehren. Vögel picken die reifen Beeren und die darin enthaltenen Samenkörner gelangen mit den Ausscheidungen der Tiere an die Astrinden anderer Bäume. Von den Kelten und Germanen wurden diesem geheimnisumwitterten "Halbparasiten" magische Kräfte zugesprochen. Die Mistel galt als heilig, als Spenderin des Lebens und der Fruchtbarkeit, als Schutz gegen Gift und als Aphrodisiacum.

In der abendländischen Volksmedizin wurde sie unter anderen bei Epilepsie, Bluthochdruck, Athrose, Asthma und Migräne eingesetzt. Neben der Macht, die ewige Liebe zu sichern, wird der Mistel auch eine heilende Wirkung nachgesagt. So gehören Mistelpräparate zu den am häufigsten angewandten, rezeptfreien Krebsmitteln im deutschsprachigen Raum. Sie werden als Injektionslösungen angeboten. Die Wirkstoffe sind Lektine, an Zucker gebundene Eiweiße, die speziell von der Mistel produziert werden. Die Eiweiße führen zu einer Aktivierung des Immunsystems, die mit Fiebersymptomen einhergeht.

Einige Menschen sprechen besonders gut auf Lektine an, bei anderen bleiben die positiven Effekte aus.



Text: Christine und Heribert Haug