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Ein Obelisk für einen Meuchelmord

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Es geschah am 24. September 1857, als der Priesteramtskandidat Heinrich Beck, Candidat der Theologie in Regensburg und Spitalmesnerssohn aus Kelheim, sich auf dem Weg nach Bodenwöhr befand. Der Student war, da er aus ärmlichen Verhältnissen stammte, von Pfarrhaus zu Pfarrhaus gegangen, um sich unter Vorlage seines Ausweises sein „Viatikum“ zu verdienen. In Nabburg hatte sich zuvor der Badergeselle Franz Kreisel aus Regensburg (ein Protestant) dem Beck als Reisegefährte angeschlossen. Kreisel muss schon dort den Plan gefasst haben , den Beck zu morden, denn er führte den Theologiekandidaten auf einen falschen Weg, der durch die Wälder nahe Taxöldern verläuft. Abends gegen 7 Uhr, als die Beiden durch das Gebiet „Brendenholz“ kamen, fiel Kreisel heimtückisch über den 27-jährigen Beck her, erdrosselte ihn mit der Halsbinde und beraubte ihn. Kreisel wurde schnell gefasst und ein älterer Bürger aus Taxöldern berichtete mir, dass man bei der Festnahme des Täters 60 Kreuzer in seinen Taschen fand, ein für damalige Zeiten großer Betrag. Beck soll vorher beim Besuch eines Priesters diesen Betrag von ihm erhalten haben. Die Geldsumme hatte damals die Kaufkraft von 3 Pfund Butter oder 20 Liter Bier. Am 21. Januar 1858 wurde Kreisel früh 8 Uhr in Amberg durch das Fallschwert hingerichtet. Er soll erst vor der Hinrichtung Reue empfunden haben.

Die öffentliche Hinrichtung in Amberg beschreibt ein zeitgenössischer Bericht wie folgt:
„Nach halb acht Uhr erfolgte die öffentliche Verkündigung des Urtheiles durch den Exekutions-Aktuar Hrn. Accesisten Lukinger und das Brechen des Stabes durch k. Exekutionskommissär Hrn. Bezirksgerichtsrath Rußwurm, worauf sich der Zug mit dem Delinquenten zu Wagen unter Cavallerie-Eskorte zum Richtplatz bewegte. In Begleitung des Hrn. Vikar Lotzbeck und des zur Assistenz herbeigezogenen Hrn. Pfarrer Zanner von Rosenberg betrat Kräusel ruhig und gefaßt das Schafott – und nach wenigen Minuten hatte er der irdischen Gerechtigkeit Genüge geleistet. Der durch Scharfrichter Scheller aus Würzburg mit seinen Gehilfen rasch vollzogenen Exekution hatte, wie jedesmal eine große Menschenmenge, wovon ein großer Theil zu Fuß und Wagen stundenweit herbeigeeilt war, als Zuschauer beigewohnt. Leider war das weibliche Geschlecht wieder zahlreich dabei vertreten!“

Zur Erinnerung an dieses Verbrechen hatte ein seinerzeitiger Förster in Taxöldern mit finanzieller Unterstützung von Bekannten ein Denkmal in der Form eines Obelisken errichten lassen. Das Errichtungsdatum ist unbekannt. Der Gedenkstein steht in einer Parkbucht neben der Straße, die von Taxöldern nach Altenschwand und Hofenstetten führt. Es ist ein Obelisk aus Granit, auf drei Felsstufen errichtet, bestehend aus drei Hauptteilen, einem Grundquader, dem dazwischenliegenden Mittelquader und dem aufgesetzten Pyramidenstumpf. Ein eisernes Kreuz und eine darunter angebrachte Bodenwöhrer Gusstafel erinnern an den Meuchelmord.
Die Tafel trägt folgende Inschrift:

Dem Andenken des hier am 24. Sept. 1857 in seinem 27. Lebensjahre ermordeten Candidaten des I. theol. Curses Heinrich Beck aus Kelheim gewidmet

 

Etwa 300 Meter weiter westwärts vom Obelisken entfernt soll sich, nach Angaben von Gubernath und der Dokumentation zu Taxöldern, am sogenannten Fischweg ein quaderförmiger Sandstein (24cm x 24cm x 50cm), in dem ein schwarzes Kreuzzeichen eingemeißelt ist, befinden. „Hier soll es sich nach Aussagen von Befragten um den eigentlichen Tatort handeln. Der Stein soll früher viel höher, aber durch Holzrücken kurz über der Erde abgebrochen worden sein. Beim Straßenbau des Fischweges wurde er wieder verkürzt an gleicher Stelle errichtet.“

Trotz intensiven Suchens konnte dieser Stein von mir nicht mehr gefunden werden. Es ist zu befürchten, dass dieses Flur- und Kulturdenkmal entwendet wurde und nun als Gartendekoration missbraucht wird. Für Hinweise zum Auffinden des Kreuzsteins wäre der Oberpfälzer Waldverein sehr dankbar. Als Grund für die Errichtung zweier verschiedener Denkmäler für dasselbe Geschehen, gibt Gubernath an, „dass der Obelisk sich an der früher viel frequentierten Straße nach Schwand, wo der Bahnhof liegt, befindet. Die Passanten sollten oft an den Ermordeten denken und möglichst viele Fürbitten in Form einer kurzen Bekreuzigung oder eins Stoßgebetes für den Toten aufopfern“.


Die UTM-Koordinaten für alle, die das Flurdenkmal aufsuchen möchten: E 02678 N 66233 Blatt Wackersdorf

Anneli Meinelt-Möbius, Neunburg vorm Wald Horst Meinelt (Fachwart für Geologie): Bild Obelisk und Inschrifttafel Literatur: Ernst Gubernath, Beiträge zur Flur-und Kleindenkmalforschung Sterbebuch Kemnath bei Fuhrn Dokumentation zum 100-jährigen Gründungsfest der FFW Taxöldern